„Open Localism“

Ein Gedankenexperiment zu regionalen Wirtschaftskreisläufen

Nach einem Einstiegsspiel, bei dem der Begriff „Open Localism“ assoziativ gefüllt wird, wird das Konzept anhand eines Schaubildes in groben Zügen erklärt. Anschließend übertragen die TN das Konzept im Rahmen eines Gruppen-Gedankenexperiments auf verschiedene Lebensbereiche und diskutieren Chancen, Schwierigkeiten und Lösungsmöglichkeiten.

Arbeitsmaterialien zum Download:
+ Skriptvorschlag zum Kurzinput
+ Schaubild
+ Hintergrundtext für Anleitende

Hintergrund
Viele sozial-ökologische Alternativvorschläge innerhalb der Postwachstumsdebatte zielen auf eine Regionalisierung von Wirtschaftskreisläufen in bestimmten Bereichen (wie z. B. der Lebensmittelproduktion), um einerseits die ökologische Belastung durch Transport- und Reisewege zu verringern und andererseits wieder einen direkteren Kontakt zwischen Produzierenden und Konsumierenden herzustellen. Dadurch wird eine größere Transparenz über die sozialen und ökologischen Auswirkungen der Produktion ermöglicht, die Externalisierung von Kosten erschwert und demokratische Kontrolle gestärkt. Gleichzeitig ist es in diesem Feld besonders wichtig, sich von nationalistisch, rassistisch oder chauvinistisch motivierten Regionalisierungsvorschlägen abzugrenzen, die eine Rückkehr zu regionalen Strukturen fordern, um den eigenen Wohlstand gegenüber anderen abzusichern oder um homogene Identitäten vor Zuwanderung abzuschotten.

Es ist aus einer Degrowth-Perspektive deshalb wichtig, regionale wirtschaftliche Strukturen explizit mit einer kosmopolitischen Haltung (also Offenheit gegenüber der Bewegungsfreiheit von Personen und kulturellem Austausch zwischen den Regionen) zu verbinden und darüber nachzudenken, wie das aussehen könnte.

Vorbereitung
Die Anleitenden erarbeiten sich ein grundlegendes Verständnis des Konzepts, um „Open Localism“ in groben Zügen erklären zu können (siehe dazu Skript zum Kurzinput, Schaubild und Hintergrundtext im Arbeitsmaterial). Die Visualisierung des Kurzinputs wird auf einem Flipchart vorbereitet. Tische oder Sitzgelegenheiten mit Flipchart-Papier und Markern für die Gruppenarbeit werden bereitgestellt.

Durchführung
1. Einstiegsspiel in Anlehnung an „Nobody is perfect“ (15’)
Die TN werden in Kleingruppen eingeteilt, die Gruppen erhalten jeweils ein weißes Blatt Papier und einen Marker. Auf die Tafel/das Flipchart wird der Begriff „Open Localism“ geschrieben. Der Begriff wird zunächst nicht näher inhaltlich erläutert, um eine möglichst große Offenheit von Assoziationen für das Spiel zu ermöglichen. Die Gruppen erhalten folgenden Arbeitsauftrag: „Was glaubt ihr: Was bedeutet Open Localism? Wenn ihr den Begriff nicht kennt, überlegt, was er bedeuten könnte, und schreibt eine möglichst glaubhafte Definition gut lesbar auf euer Blatt.“ Die Definition des Begriffs muss nicht „wahr“ und darf auch kreativ sein oder bewusst in die Irre  führen; sie sollte aber möglichst überzeugend formuliert sein und nicht mehr als eins bis zwei Sätze umfassen.

Wenn alle Gruppen eine Definition verfasst haben, werden die Definitionen eingesammelt, gemischt und nacheinander vorgelesen. Anschließend wird (z. B. per Handzeichen) abgestimmt, wer welche Definition für die „Plausibelste“ hält. Es darf nicht für die eigene Definition gestimmt werden.

2. Kurzinput zur Idee von „Open Localism“ (10’)
Anschließend wird das Rätsel aufgelöst. Alle Definitionen aus den Gruppen werden an eine Pinnwand geheftet, hinzu kommt nun eine weitere Definition, die von den Anleitenden eingeführt wird: „Open Localism bezeichnet die Idee einer lokalen Ökonomie der kurzen Wege für Güter und Dienstleistungen, die aber nicht mit einer Abschottung nach außen oder gegenüber ‚dem Fremden‘ einhergeht.“

Ausgehend von der vorgestellten Definition wird die Idee von „Open Localism“ im Plenum näher erklärt, wobei deutlich werden sollte, dass das Konzept noch im Entstehen und in der Diskussion ist, weshalb es kein fertiges Theoriegebäude darstellt. Für diesen Kurzinput stehen ein Skript, ein Schaubild sowie ein Hintergrundtext zur Verfügung (siehe Arbeitsmaterial). Danach gibt es die Gelegenheit für Rückfragen oder auch für Zweifel und Kritik am Konzept. Der Schwerpunkt liegt aber im Folgenden nicht auf der Diskussion des Konzepts (oder seiner Umsetzbarkeit), sondern auf der nun folgenden Ideensammlung, wie eine lokale, aber offene Gesellschaft konkret aussehen könnte.

3. Gruppenarbeit zu verschiedenen Lebensbereichen (20’-45’)
Im Folgenden werden zunächst im Plenum Lebensbereiche definiert, die die TN interessieren und die sie im Hinblick auf „Open Localism“ untersuchen wollen. Denkbar sind z. B. Freizeit, Ernährung, Bildung, Handel, Sport, High-Tech-Geräte… Die Themenbereiche dürfen unterschiedlich konkret sein oder sich überschneiden. Alle genannten Themenbereiche werden durch die Anleitenden auf Moderationskarten gut lesbar festgehalten und an einer Pinnwand befestigt. Anschließend wird eine angemessene Anzahl an Karten ausgewählt, die die Gruppe weiter bearbeiten möchte. Es bietet sich an, nur so viele Karten auszuwählen, dass sich daraus im Schnitt Gruppen von mindestens vier Personen ergeben (also z. B. bei zwölf TN: drei Themen), größere Gruppen sind noch besser.

Die ausgewählten Karten werden dann auf die mit Flipchartpapier und Markern bestückten Arbeitstische im Raum verteilt. Die TN ordnen sich dem Thema zu, an dem sie am meisten interessiert sind. Es ist wichtig, dass die Gruppen etwa gleich groß sind. Anschließend wird die Fragestellung für die Gruppenarbeit genannt und für alle zur Erinnerung visualisiert: „Wie könnte ‚Open Localism‘ in eurem Bereich aussehen?“ Die TN sammeln und diskutieren Antworten und offene Fragen für ihren Bereich und halten ihre Überlegungen in einer Mindmap auf dem Flipchart fest. Nach der Gruppenarbeit werden die Flipcharts im Plenum vorgestellt und Rückfragen beantwortet.

Auswertung
Zum Abschluss der Methode bieten sich folgende Auswertungsfragen an:
> Was waren für euch die interessantesten Aspekte in euren Diskussionen?
> Hat euch das Konzept „Open Localism“ neue Erkenntnisse im Bezug auf eine sozial-ökologische Transformation gebracht? Welche?
> Gab es Bereiche, die ihr besonders leicht oder schwierig zu bearbeiten fandet? Woran lag das?
> Welche offenen Fragen haben sich ergeben, die für euch schwer zu beantworten waren?
> Welche positiven und negativen Effekte einer Regionalisierung seht ihr für euch persönlich?
> Wie könnte man den negativen Effekten, die ihr erwartet, entgegenwirken?