Nach einem Brainstorming zu „Egoismus“ und „Kooperation“, philosophieren die TN über die Frage: Wann ist der Mensch? Das philosophische Gespräch ist ein wertungsfreier und ergebnisoffener Raum, in dem Fragen aufgeworfen und reflektiert werden.
Arbeitsmaterial zum Download:
+ Hintergrundtext für Anleitende
+ Mindmap
Vorbereitung
Für das Brainstorming werden die Begriffe „Kooperation“ und „Egoismus“ jeweils auf eine Moderationskarte geschrieben. Auch die Frage für das philosophische Gespräch „Wann ist der Mensch kooperativ?“ wird auf einer Moderationskarte notiert.
Die Mindmap für das Philosophieren (siehe Arbeitsmaterial) ist eine Unterstützung, um die Bandbreite der Frage zu überblicken. Sie gibt Beispielfragen und ist nur eine unter vielen möglichen Varianten. Als Vorbereitung kann die Gesprächsleitung die Mindmap mit eigenen spontanen Ideen und Assoziationen ergänzen oder eine eigene Mindmap erstellen, um das Thema für sich zu beleuchten. Sie dient als Orientierung und muss im Gespräch nicht abgearbeitet werden. Es sollten nur einige wenige Fragen vertieft werden. Das Gespräch kann sich in eine andere Richtung entwickeln und das Feld der Mindmap verlassen.
Wenn das Gespräch zu weit von der eigentlichen Fragestellung abschweift, hilft die Mindmap, wieder in das Feld zurückzukehren und eine neue Richtung einzuschlagen. Für die abschließende Zusammenfassung durch die Gesprächsleitung bietet es sich an, den Gesprächsverlauf grob in Stichworten festzuhalten. Wenn zwei Personen die Methode anleiten, kann eine der Personen das Gespräch leiten und die andere den Verlauf in Stichworten für die Gruppe auf Moderationskarten protokollieren.
Durchführung
1. Brainstorming (10’)
Zwei Gruppen werden gebildet. In der Mitte zwischen den Gruppen werden die beiden Karten mit den Begriffen „Kooperation“ und „Egoismus“ gelegt, um beide Karten herum je ca. 20 leere Moderationskarten. Jedes Team erhält einen Marker. Die Teams haben die Aufgabe, innerhalb von einer Minute so viele Schlagwörter wie möglich zu den beiden Begriffen zu sammeln.
Die Schlagwörter werden dafür auf die leeren Moderationskarten geschrieben – ein Schlagwort/Gedanke pro Karte – und zu dem jeweiligen Begriff gelegt. Dabei darf aber immer nur eine Person aus dem Team die Linie übertreten, zu den Karten gehen
und ein Schlagwort/einen Gedanken aufschreiben. Keine Person darf zweimal hintereinander gehen. Die Gruppe kann sich beraten und gemeinsam Schlagwörter sammeln.
2. Einleitung und Regeln des Gesprächs (10’)
Nachdem die Gruppe so ihre Assoziationen gesammelt hat, wird gemeinsam um die Karten herum ein Stuhlkreis aufgebaut. Alle setzen sich. Die Gesprächsleitung gibt eine kurze Überleitung in das folgende philosophische Gespräch: Seit vielen Jahrhunderten wird die Frage nach dem Wesen des Menschen diskutiert. Eine Position in der Debatte geht davon aus, dass die Menschen egoistisch zur Welt kommen und die Gesellschaft sie zu Kooperation erziehen muss. Eine andere Position meint, dass die Menschen ursprünglich kooperativ sind und später von ihrem Umfeld zu Egoisten gemacht werden.
Was denkt ihr: Wann ist der Mensch kooperativ? Die visualisierte Frage für das philosophische Gespräch wird in die Mitte gelegt.
Bevor das Gruppengespräch beginnt, werden die folgenden Gesprächsregeln kurz erklärt:
Es gibt einen Redeball. Nur wer diesen Ball in der Hand hält, spricht. Die anderen hören zu und lassen die Person ausreden. Die Gesprächsleitung wirft den Ball einer Person zu. Wenn diese fertig ist, wirft sie den Ball zurück an die Leitung. In Gruppen mit Gesprächserfahrung können die TN sich den Ball auch direkt gegenseitig zuwerfen.
Sie sollen dabei beachten, dass alle, die ein Zeichen geben, zu Wort kommen. Zusätzlich können gemeinsam weitere Gesprächsregeln vereinbart werden.
3. Philosophisches Gespräch (20’-60’)
Das Gespräch beginnt und nimmt seinen Lauf (zur Rolle der Gesprächsleitung dabei siehe die Tipps für Anleitende). Das Gespräch kann 20 bis maximal 60 Minuten dauern, je nachdem, wie anregend das Thema für die Gruppe ist. Das Ende des Gesprächs kann die Gesprächsleitung setzen, indem eine Sanduhr in die Mitte gestellt wird. Wenn der Sand durchgelaufen ist, wird das Gespräch beendet.
Auswertung
Am Ende fasst die Leitung das Gespräch kurz zusammen und bittet die TN um eine abschließende Blitzlichtrunde. Die TN können reihum folgende Frage beantworten (wer nichts mehr sagen möchte, kann den Ball auch weitergeben): Zu welchen Erkenntnissen oder Gedanken hat dich die Ausgangsfrage „Wann ist der Mensch kooperativ?“ inspiriert?
Das Gespräch wird anschließend mit einer Daumenrunde ausgewertet. Hierfür schließen alle TN die Augen und strecken ihre Faust nach vorne. Wenn sie die folgenden Auswertungsfragen für sich mit Ja beantworten, strecken sie den Daumen nach oben. Wenn sie sie mit Nein beantworten, halten sie den Daumen nach unten. Sie können mit dem Daumen aber auch einen Wert dazwischen anzeigen.
Nacheinander werden folgende Auswertungsfragen genannt, und die TN geben Daumen-Feedback:
> Konntest du gut zuhören?
> Hast du das Gefühl, dir wurde zugehört?
> Konntest du dich auf deine Art und Weise beteiligen?
> Hast du dich in der Gruppe wohlgefühlt?
> Hast du Neues gehört oder gedacht?
> War es für dich interessant?
Die Übung kann hier beendet werden.
Wenn sich im philosophischen Gespräch auch „Wissensfragen“ ergeben haben, können diese als Forschungsaufträge an Kleingruppen verteilt und in Büchern, im Internet oder durch Befragungen recherchiert und in einer Ergebnispräsentation zusammengetragen werden.
Um dem Bezug zum Thema Wirtschaft herzustellen, kann man danach zu folgenden Fragen weiterarbeiten:
> Wo ist unser Wirtschaftssystem auf Konkurrenz angelegt, wo auf Kooperation?
> Von welchen Menschenbildern wird in unserem Wirtschaftssystem ausgegangen?
> Brauchen wir ein neues Menschenbild, um eine nachhaltige Wirtschaft und Gesellschaft zu gestalten?
> Wie kann eine Wirtschaft aussehen, die stärker auf Kooperation statt auf Konkurrenz setzt?