Die kleine Welt des Wirtschaftswachstums

Schaubild zu den Triebkräften des Wachstums

Die Methode gibt anhand von kurzen fiktiven Geschichten Einblick in die Wachstumszwänge der kapitalistischen Marktwirtschaft. In drei Kleingruppen wird untersucht, welchen Wachstumszwängen verschiedene Akteur_innen im Kapitalismus (hier exemplarisch: Konsument_in, Unternehmer_in und Politiker_in) ausgesetzt sind und wie sie diese reproduzieren. Anschließend werden die Ergebnisse in einem Schaubild zusammengetragen.

Arbeitsmaterial zum Download:
+AttacBasisText Schmelzer
+Personenbeschreibungen
+Schaubild

Vorbereitung

Die Geschichten der 3 Akteur_innen werden auf 3 Tischen im Raum verteilt (Material: Personenbeschreibung) und jeweils die entsprechende Moderationskarte mit dem Namen der Person dazugelegt. Auf jedem Tisch liegen außerdem Papier, Moderationskarten und Stifte. An der Pinnwand wird bereits das spätere Schaubild vorbereitet (Material: Schaubild 1). Folgende Begriffe (Triebkräfte) werden zunächst lose auf Karten an den Rand der Pinnwand gehängt:

Angst vor Arbeitslosigkeit // Konkurrenz // Nachfrage nach neuen Produkten // Produktivitätssteigerung // Profitorientierung // Stabilität der Sozialsysteme // Standortwettbewerb // Verfügbarkeit „billiger“ Rohstoffe und Arbeitskräfte // Wachstumskultur // Wachstumspolitik // Werbung // Zinsen

Durchführung

1. Ziel, Inhalt und Ablauf der Übung werden erklärt. Die TN teilen sich in 3 selbst gewählte Gruppen auf. Jede Gruppe setzt sich an einen der drei Tische und beschäftigt sich dort mit einem/r der 3 Akteur_innen.

2. Die TN lesen sich zunächst die Geschichte durch. Anhand des beiliegenden Arbeitsauftrages tauschen sie sich dann über die Wachstumszwänge der jeweiligen Person aus. Für die Präsentation bereitet jede Gruppe ein gemaltes Porträt ihrer/ihres Akteurin/Akteurs vor.

4. Jede Gruppe präsentiert nun ihre Figur. Sie pinnt ihr Porträt an die Pinnwand und erklärt, warum und wie diese Person zu Wirtschaftswachstum beiträgt. Im zweiten Schritt werden von den am Rand hängenden Begriffe diejenigen der Person zugeordnet, von denen sie angetrieben wird. Spätere Gruppen können bereits benutzte Begriffe, die auch auf ihre Figur zutreffen, entsprechend verschieben. Betrifft ein Treiber alle 3 Akteur_innen, wird er in der Mitte angebracht. Die TN können nach jeder Präsentation vertiefende Rückfragen stellen.

5. Danach werden die Triebkräfte des Wachstums, die evtl. übrig geblieben sind, thematisiert und ergänzt (Material: Schaubild 2).

6. Zum Schluss wird das Schaubild, das bisher eine nationale Ökonomie darstellt, in den internationalen Kontext eingebettet. Insbesondere anhand der Triebkräfte „Standortwettbewerb“ und „Konkurrenz“ kann aufgezeigt werden, wie diese Triebkräfte auch im Verhältnis von Staaten zueinander wirksam sind. Anhand der Karte „Verfügbarkeit ‚billiger‘ Rohstoffe und Arbeitskräfte“ sollte auf (post-)koloniale Ausbeutungsverhältnisse zwischen Globalem Norden und Süden und auf die Ausbeutung der Natur aufmerksam gemacht werden, die globales Wachstum überhaupt erst ermöglichen.

Auswertung

Mögliche Diskussionsfragen auf der Grundlage des Schaubilds sind:

  • Woher kommen diese „Triebkräfte“ des Wachstums? Gab es sie schon immer?
  • Wie „zwingend“ sind die Wachstumszwänge, in denen sich die Personen befinden? Welche Triebkräfte sind besonders entscheidend?
  • Könnten die Figuren in ihrer jeweiligen Situation anders agieren? Wenn ja, wie? Und unter welchen Umständen wäre das einfacher?
  • Haben wir als Gesellschaft ein Interesse daran, diese Triebkräfte zu verändern oder zu entschärfen? Wenn ja, wo haben wir eurer Meinung nach Möglichkeiten dazu?
  • Wo seht ihr im gesellschaftlichen und internationalen Rahmen mächtige Interessen und Positionen, die einer Veränderung dieser Dynamiken entgegenstehen? Warum sind diese so mächtig (vor allem im Globalen Norden)? Wo seht ihr Möglichkeiten, diese Machtkonzentration zu beschränken?

Varianten

Bei größeren Gruppen können pro Akteur_in zwei Kleingruppen gebildet werden, die an denselben Texten arbeiten und sich bei der Vorstellung vor der Gesamtgruppe ergänzen.

Bei Gruppen mit viel Vorwissen müssen die Triebkräfte aus Schritt 5 nicht auf Moderationskarten vorgegeben werden, sondern können von den Teilnehmenden selbst aus den Texten gefiltert werden. Auch können in diesem Fall bereits weiterführende Auswertungsfragen in die Arbeitsgruppen gegeben werden.

Tipps für Teamer_innen

Zur Einleitung gehört der Hinweis auf die geschlossenen Volkswirtschaft. Es geht also erst einmal darum, wie die Akteur_innen im eigenen Land zu Wirtschaftswachstum beitragen. Zum Schluss der Methode sollte allerdings die Einbettung in die Weltwirtschaft thematisiert werden (Siehe dazu Durchführung 6)

Es bietet sich an, sich für diese Methode inhaltlich gut vorzubereiten. Für den Einstieg empfehlen wir das Kapitel 5 „ Triebkräfte des Wachstums“ aus Schmelzer/Passadakis 2011: Postwachstum.

Möglichkeiten zur Weiterarbeit

Mit den Methoden „Eine andere Welt im Bau“ (Kapitel 5) und „Wo geht’s hier weiter?“ (Kapitel 5) können alternative Formen des Wirtschaftens thematisiert werden. Anschließend bietet sich eine Diskussion an zu der Frage, inwieweit diese anderen Formen des Wirtschaftens die Wachstumszwänge der Figuren in dieser Übung verringern können. Die Methode „Wer macht den Wandel“ (Kapitel 5) bietet die Möglichkeit, die Frage nach dem Veränderungspotential verschiedener