Wie das Wachstum in die Seelen kam

Eine Textarbeit zur Ideengeschichte des Wachstums

Die TN beschäftigen sich anhand von drei Texten mit verschiedenen Aspekten der europäischen Denktradition. Die Texte stellen thesenhaft Verbindungen zwischen ideengeschichtlichen Entwicklungslinien seit der industriellen Revolution und der Wachstumsorientierung heutiger Gesellschaften her. Anschließend tauschen sich die TN über persönliche Erfahrungen aus. Dann werden die Texte in der Großgruppe hinsichtlich der Auswirkungen für eine sozial-ökologische Transformation diskutiert.

Arbeitsmaterial zum Download:
+ Arbeitstexte
+ Präsentationsvorlage als PDF
+ Präsentationsvorlage als .odp

Hintergrund
Der Begriff „Mentale Infrastrukturen“ wurde von dem Sozialpsychologen Harald Welzer geprägt und in die Postwachstumsdebatte eingebracht, um die Rollen von Denkmustern und kulturellen Praktiken für gesellschaftliche Veränderungen zu beleuchten.
Die in dieser Methode verwendeten Texte sind von Welzer, aber auch von anderen Autoren inspiriert. Die in den Texten vertretenen Thesen sind streitbar, weil sie einen großen historischen Bogen schlagen und dadurch stark vereinfachen. Sie sind dadurch aber zum Anregen der Diskussion geeignet.

Vorbereitung
Die Anleitenden sollten die drei Arbeitstexte gut kennen und darauf vorbereitet sein, nach der Gruppenarbeit die zentralen Thesen kurz für alle vorzustellen. Dafür kann die Präsentationsvorlage verwendet werden (siehe Arbeitsmaterial).
Wir empfehlen, zusätzlich zu den bereitgestellten Arbeitstexten Harald Welzers Aufsatz „Mentale Infrastrukturen. Wie das Wachstum in die Welt und in die Seelen kam“ vor der Durchführung der Methode zu lesen.
Für die Kleingruppen werden die drei Arbeitstexte in ausreichender Anzahl ausgedruckt. Es werden, z. B. auf großen Moderationskarten, drei Überschriften vorbereitet:
> Individuelle Freiheit und Selbstverwirklichung
> Buchhaltung, Effizienz & Selbstoptimierung
> Kreativität, das Neue & das Außergewöhnliche

Durchführung
1. Einleitung
Die Anleitenden führen kurz in das Thema ein. Die drei Texte werden in nur wenigen Sätzen so weit vorgestellt, dass die Teilnehmenden wissen, worum es darin grob geht, und sich ihrem Interesse nach einer Arbeitsgruppe zuordnen können.

2. Gruppenphase (30’)
Es bilden sich drei Gruppen. Jede Gruppe bearbeitet ein Themengebiet. Die Gruppen lesen ihre jeweiligen Texte und diskutieren diese kritisch anhand folgender Fragen:
> Stimmt ihr den Thesen zu oder nicht? Aus welchen Gründen?
> Wo erkennt ihr euch wieder? Welche Gegenbeispiele fallen euch ein?
Sowohl die kritischen Fragen an den Text als auch die Beispiele für eigene Erfahrungen und Gegenerfahrungen werden auf Karten mit unterschiedlichen Farben festgehalten.

3. Überblick über die Themen und Präsentation der Gruppenergebnisse (30’-40’)
Nach der Gruppenphase kommen die Teilnehmenden wieder zusammen. Die Anleitenden stellen nun der Reihe nach die Kernthesen der Texte noch einmal kurz für alle vor. Alternativ können die Gruppen natürlich auch selbst ihre Texte vorstellen, die Erfahrung zeigt aber, dass bei so komplexen Themen und einer so kurzen Arbeitsphase wie in diesem Fall vielen Gruppen eine pointierte Präsentation aus dem Stegreif eher schwerfällt.
Nach jeder Präsentation einer These durch die anleitende Person stellt die jeweilige Arbeitsgruppe ihre Fragen an den Text und ihre eigenen Erfahrungen vor. Dafür werden die vorbereiteten Überschriften, aber auch die Mindmap und die beschriebenen Karten an eine Wand gepinnt. So entsteht an der Wand eine kleine Galerie von drei Clustern. Die Teilnehmenden erhalten jetzt die Möglichkeit, sich die verschiedenen Cluster noch einmal in Ruhe anzusehen und miteinander zu den Ergebnissen, zu Gemeinsamkeiten und Unterschieden ins Gespräch zu kommen.

Auswertung
Nach dieser freien Diskussionsphase kommt die Gruppe noch einmal im Plenum zusammen. Folgende Fragen bieten sich für eine Abschlussdiskussion an:
> Welche Bedeutung haben die von euch bearbeiteten mentalen Infrastrukturen eurer Meinung nach für eine sozial-ökologische Transformation?
> Wie wollen wir mit diesen mentalen Infrastrukturen umgehen, um sie bewusst zu machen und ggf. zu verändern?