Wir spielen Welt

Ein Aufstellungsspiel

Hier haben die Teilnehmer_innen die Möglichkeit, Daten zu globalen Zusammenhängen von Bruttoinlandsprodukt und Umweltverbrauch durch Aufstellungen im Raum zu visualisieren. Sie bekommen dadurch Zugang zu Daten und Fakten, die sonst oft als abstrakt und schwer vorstellbar wahrgenommen werden, und können sie miteinander in Zusammenhang setzen.

Arbeitsmaterial zum Download:
+Anleitung Pfeildarstellung ;
+Hintergrundgrafik globale Warenströme
+Hintergrundgrafik Standortverlagerung
+Rechentabelle

Vorbereitung

Um die Verteilung der TN auf die Kontinente zu berechnen, muss zuvor die genaue TN-Zahl im Rechner eingegeben werden. Im Raum werden vor Beginn der Übung die groben Umrisse einer Weltkarte durch die Teamer_innen oder die TN selbst auf den Boden geklebt.

Durchführung

Insgesamt werden bis zu fünf Parameter (Bevölkerung, BIP, BIP-Wachstum, Erdölverbrauch, CO2-Emissionen) behandelt, bei denen die TN in einem ersten Schritt selbst die Verteilung einschätzen und sich bzw. ausgewählte Gegenstände entsprechend ihrer Schätzung auf der Weltkarte positionieren. Anschließend werden die tatsächlichen Daten des entsprechenden Parameters aufgelöst und die Gegenstände entsprechend neu verteilt. Die TN können sich kurz hierüber austauschen. Wir empfehlen, ausgehend vom Parameter Weltbevölkerung als Zweites den BIP-Parameter und das BIP-Wachstum und als nächstes den Erdölverbrauch und die CO2-Verteilung zu behandeln.

1. Als Erstes bekommen die TN den Auftrag, sich entsprechend der Verteilung der Weltbevölkerung auf die Kontinente zu verteilen. Jede Person repräsentiert damit mehrere Hundert Millionen Menschen. Haben sie sich auf eine Aufstellung geeinigt und auf der Weltkarte positioniert, so wird dieser erste Parameter von dem/der Teamer_in aufgelöst. Dazu werden die Daten der Kontinente jeweils auf DIN-A4-Blättern visualisiert, und die TN verteilen sich nun entsprechend der Daten neu. Anschließend werden die Datenblätter an der Wand aufgehängt.

2. Für die Verteilung der nächsten Parameter überlegen sich dann die Kleingruppen der jeweiligen Kontinente, wie viel davon für sie zutrifft. Wenn die Gegenstände des zweiten Parameters BIP (insgesamt: so viele Stühle wie TN) so verteilt und sichtbar platziert sind, dass alle TN mit der Verteilung einverstanden sind, wird auch dieser anhand der berechneten Daten aufgelöst, neu sortiert und die Datenblätter neben die ersten an die Wand gehängt. Anschließend wird eine Aussage der TN zu ihrem Anteil erfragt, z. B.: Würden die bei euch stehenden Stühle für alle Menschen auf eurem Kontinent reichen? Herrscht in eurem Kontinent eher Überfluss oder Mangel? Die Parameter Erdölverbrauch und CO2-Ausstoß können nach demselben Prinzip mit den TN erarbeitet werden.

Beim Parameter BIP-Wachstum/Wachstumsrate verteilen die TN nicht eine unterschiedliche Anzahl von Gegenständen auf der Karte, sondern ordnen Papierpfeile mit darauf dargestellten Wachstumsraten in Prozent ihren Kontinenten zu. Anschließend wird aufgelöst, ob die Zuordnung richtig ist und die Pfeile werden zu den anderen Daten an die Wand gehängt.

3. Zur Verdeutlichung der globalen Zusammenhänge von Produktion, Konsum und Umweltverbrauch werden schließlich Produktionsverlagerungs- und Exportpfeile mit auf das Schaubild aufgelegt, welche einerseits die Auslagerung vor allem „schmutziger“, ressourcen- und emissionsintensiver Industrien und andererseits die größten Warenströme zwischen den Kontinenten verdeutlichen (siehe Materialien).

Auswertung

Nach der letzten Aufstellung wird die Übung mit folgenden vertiefenden Fragen ausgewertet:

  • Bei welchen Parametern hättet ihr andere Zahlen vermutet? Warum?
  • Wie kam es zu dieser Verteilung von Reichtum auf der Welt? Welche Verläufe in der Geschichte haben dazu beigetragen?
  • Welche Zusammenhänge seht ihr zwischen den unterschiedlichen Parametern?
  • Wie hängen Reichtum und Umweltverbrauch in den unterschiedlichen Weltregionen miteinander zusammen?
  • Warum ist es bisher nicht gelungen, den globalen Reichtum gerechter zu verteilen und was bräuchte es dafür?

Varianten

Diese Aufstellungsmethode kann auch dazu genutzt werden, unterschiedliche Wohlstandsindikatoren global zu vergleichen. Wie schneiden verschiedene Kontinente im Vergleich zu ihrem BIP/Bevölkerung nach dem Happy Planet Index oder Human Development Index ab und wie groß ist deren ökologischer Fußabdruck?

Dafür stellen sich die TN zunächst nach dem BIP pro Kopf (!) auf. Im zweiten Schritt wird dieses Ergebnis dann mit den beiden anderen Wohlstandsindikatoren und mit dem Ökologischen Fußabdruck verglichen. Dazu ordnen die TN ihren Kontinenten Kärtchen mit Rangnummern zu, je nachdem was sie glauben, wer bei dem jeweiligen Indikator am besten, am zweitbesten etc. abschneidet. Dadurch wird deutlich, dass das BIP pro Kopf nicht unbedingt mit anderen Wohlstandsindikatoren korreliert. Wir empfehlen, mit dem HDI zu beginnen, da dieser am engsten mit dem pro-Kopf-BIP verbunden ist.

Je nach Vorwissen der Gruppe wird dabei für jeden zusätzlichen Parameter eine kurze Einführung zu den verschiedenen Verfahren zur Wohlstandsmessung gegeben. Materialien zu den Indikatoren finden sich in der Methode “Wie messen wir das gute Leben?“ (Kapitel 3). Die Rechentabelle enthält eine extra Reiter für diese Variante („Rechner Variante 2“).

Tipps für Teamer_innen

Bei dieser Methode ist es wichtig, immer wieder auf die Pro-Kopf-Verteilung der verschiedenen Parameter hinzuweisen, indem man diese in Relation zur Bevölkerungszahl setzt, dargestellt durch die TN-Zahl auf jedem Kontinent.

Für die Verwendung der Pfeile gibt es eine Anleitung sowie Hintergrundgraphiken in den Materialien. Die Hintergrundgraphiken stammen aus dem Atlas der Globalisierung der Le Monde diplomatique (2012). Wir bedanken uns für die freundlichen Genehmigungen zur Nutzung im Rahmen dieses Methodenhefts!

Möglichkeiten zur Weiterarbeit

Gute Anknüpfungsmöglichkeiten bieten die Methoden „Ein Indikator für das gute Leben“ (Kapitel 3), „Wie messen wir das gute Leben?“ (Kapitel 3) oder „Jede_r hat das Recht auf ein Auto!“ (Kapitel 4) zu Fragen globaler Verteilungsgerechtigkeit.