Jede_r hat das Recht auf ein Auto!

Positionierung zu einer Frage von globaler Gerechtigkeit

Die Teilnehmer_innen wird ein Text in Anlehnung an den Text von Georg Bauernfeind „Jeder hat das Recht auf ein Auto“ vorgelesen. Danach positionieren sich die Teilnehmer_innen zu der im Text aufgeführten Frage und diskutieren über das Spannungsfeld von Konsumbedürfnissen und ökologischen Grenzen bzw. über Verteilungsgerechtigkeit angesichts begrenzter Ressourcen.

Arbeitsmaterial zum Download:
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Vorbereitung

Im Raum wird ein „Stimmungsbarometer“ in Form einer Skala festgelegt (z.B. zwischen zwei gegenüberliegenden Zimmerecken), die groß genug ist, dass alle Teilnehmenden darauf Platz finden. Das eine Ende der Skala wird mit einer Karten mit der Aufschrift „Jede_r hat das Recht auf ein Auto“ markiert, während das andere Ende durch eine Karte mit der These „Niemand hat das Recht auf ein Auto“ festgelegt wird.

Durchführung

1. Die/der Teamende stellt Georg Bauernfeind kurz als Kabarettist und Satiriker vor. Dabei ist wichtig zu beachten, dass der Text bewusst durch Überspitzungen Klischees und Stereotypen reproduziert! Beispielsweise verleitet der Text dazu, über andere („die Chinesen“, „die Inder“, …) zu sprechen.

Danach wird den TN der Text „Jeder hat das Recht auf ein Auto“ vorgelesen.

2. Anschließend wird die Methode erläutert: Die TN positionieren sich zu der These „Jede_r hat das Recht auf ein Auto“ auf dem Stimmungsbarometer. Dabei ist wichtig, dass es kein Richtig und Falsch gibt und es unterschiedliche Interpretationsmöglichkeiten der These gibt. Sobald alle eine Position gefunden haben, die ihre momentane persönliche Meinung widerspiegelt, erläutern die TN ihre Position und erklären, warum sie diese gewählt haben. Je nach Gruppengröße können einzelne oder auch alle TN zu Wort kommen. Es sollte aber in jedem Fall darauf geachtet werden, dass möglichst unterschiedliche Positionen angesprochen werden und das ganze Spektrum abgebildet wird. Bei der Einführung der Methode wird von der/dem Teamenden erläutert, dass die TN ihre Position ändern können, bspw. wenn Meinungen anderer sie überzeugt haben und sie sich daraufhin gerne anders positionieren möchten.

Stellt sich heraus, dass in der Positionierung unkritisch Stereotype und Klischees aufgegriffen werden, sollte dies von den Teamer_innen thematisiert und kontextualisiert werden.

Auswertung

In der nun folgenden offenen Diskussionsrunde können anhand von Auswertungsfragen verschiedene Dimensionen aufgeworfen werden: Die ökologische Dimension fragt nach den natürlichen Grenzen westlicher Wohlstandsmodelle; die rechtliche Dimension nimmt die Frage in den Blick, inwiefern überhaupt von einem globalen Recht auf bestimmte Güter (wie Autos etc.) gesprochen werden kann bzw. wer dieses wem erteilt; die soziale Dimension thematisiert, welche (Grund-)Bedürfnisse im Sinne von globaler Gerechtigkeit befriedigt werden sollten und auf welche eventuell verzichtet werden kann.

Auswertungsfragen

… zu den ökologischen Grenzen:

  • Welche Folgen hätte es, wenn alle Menschen auf der Welt ein Auto hätten? (Hier wäre es sinnvoll, einige aktuelle Fakten nennen zu können: z.B. zur Zunahme des CO2-Ausstoßes oder zum globalen ökologischen Fußabdruck.)

  • Welche Voraussetzungen müssten erfüllt sein, damit niemand mehr (privat) ein Auto bräuchte?

… zur rechtlichen Dimension:

  • Kann es ein einforderbares Recht auf Konsumgüter geben?

  • Wie würde es umgesetzt werden?

… zur sozialen Dimension:

  • Auf welche Konsumgüter könntest du persönlich verzichten?

  • Welche Konsumgüter sollten allen Menschen zustehen?

Varianten

Eine_r der Teamer_innen kann parallel zum Stimmungsbarometer die verschiedenen Argumente der TN notieren. Im Anschluss können die wichtigsten Argumente nochmals visualisiert und gemeinsam diskutiert werden.

Etwas tiefer in die Argumentation einsteigen kann man, indem man nach der ersten Runde eine kurze Gruppenphase durchführt: Es werden 3 Gruppen gebildet, indem die TN jeweils dem Schild des Stimmungsbarometers zugeordnet werden, dem sie am nächsten stehen. Diese Gruppen haben nun 15 Minuten Zeit, Argumente für ihre Position zu formulieren und tragen diese dann in die Großgruppe und tauschen sich darüber aus.

Tipps für Teamer_innen

Der Satirecharakter des Textes sollte unbedingt thematisiert werden. Ebenso wichtig ist die aktive Auseinandersetzung mit eventuell geäußerten stereotypen Zuschreibungen durch die TN während der Diskussion.

Es geht in dieser Positionierung nicht um ein „Richtig“ oder „Falsch“, sondern um verschiedene Sichtweisen, die alle ernst genommen werden sollten. Die TN sollen auch nicht dazu gedrängt werden, sich zu ihrer Positionierung zu äußern, sondern können selbst entscheiden, ob und wann sie etwas dazu sagen möchten. Wichtig für die Übung ist aber, dass die verschiedenen Pole auf dem Barometer zu Wort kommen.

Möglichkeiten zur Weiterarbeit

Nach dieser Methode kann gut mit „Stimmen aus dem Süden“ (Kapitel 4) oder „Wir spielen Welt“ (Kapitel 4) weitergearbeitet werden.