Die Perspektive umCaren*

Eine Auseinandersetzung mit Fallbeispielen globaler Sorge-Ketten und migrantischen Positionen

* „Die Perspektive umCaren“ ist inspiriert von May Ayim (afrodeutsche Poetin, Logopädin und Aktivistin der Schwarzen Community in Deutschland). Sie verwendete die postkolonialen Perspektivumkehr, um die kolonial-rassistischen Kontinuitäten zu bennen und den Schwarzen Widerstand dagegen aufzuzeigen.

Grundlegende Begriffe und Konzepte werden in einem interaktiven Vortrag geklärt. Im Anschluss folgt eine Gruppenarbeit zu Fallbeispielen anhand kurzer Videos und Texte. In einer Präsentation stellen die TN die Beispiele einander vor. Danach gestalten sie (Aktions-)Schilder und/oder kurze Online-Posts mit (empowernden) Forderungen der Veränderung. Abschließend teilen die TN, wie sich ihr Blick auf das Thema geändert hat.

Arbeitsmaterial zum Download:
+ Arbeitsmaterial zur Methode
+ Fallbeispiele

Hintergrund
Sorgearbeit (Care-Work) und die Migration von Menschen um Arbeit zu finden, sind verbunden. So werden z.B. mit steigendem Anteil Arbeiten im Haushalt oder in der Pflege von migrantischen Arbeitskräften erledigt. Menschen migrieren aus unterschiedlichen Gründen. Die Suche nach einem sicheren Einkommen für sich und Angehörige ist oft eine zentrale Motivation. Viel häufiger aber sind sie negativ von der gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Abwertung von Sorgearbeit und deren Umverteilung ‚nach unten‘ betroffen. Ein unsicherer bzw. illegalisierter Aufenthalts- oder Arbeitsstatus ist in vielen Fällen Teil der schwierigen Bedingungen für die Lebens- und Arbeitssituation. Die Betroffenen entwickeln widerständige und kreative Umgangsweisen, um all diesen Bedingungen zu begegnen. Ihre Perspektiven und konkreten Forderungen nach Veränderung der Gesellschaft und den Care-Verhältnissen sollten stärker Beachtung finden bzw. Politiken von ihnen selbst und mit ihnen umgesetzt werden.

Vorbereitung
Die Anleitenden bereiten Moderationskarten mit zentralen Begriffen der Thematik darauf vor (siehe Arbeitsmaterial). Es sollten ausreichend Kopien der Texte, Abspielgeräte und Kopfhörer vorhanden sein, damit sich die TN mit den Fallbeispielen befassen können. Andernfalls müssen die TN eigene Geräte mitbringen und verwenden. Vorab werden die Arbeitsmaterialien an verschiedenen Ecken im Raum ausgelegt. Das kann an eingerichteten Arbeitsplätzen, an Tischen oder auch auf Decken sein. An diesen Plätzen wird ebenfalls Moderationsmaterial platziert – für eigene und gemeinsame Notizen aus der Gruppenarbeit. Die Leitfragen für die Einzel- und Fokusarbeit werden auf einem Flipchart vorbereitet.

Durchführung
1. Interaktiver Einstieg (15‘)
Die Anleitenden teilen zuerst die Moderationskarten mit den Begriffen an die TN aus. Je nach Gruppengröße können auch mehrere den selben Begriff bekommen. Im Anschluss haben die TN 2 – 4 Minuten Zeit für ein kurzes Speed-Dating zu zweit. Sie stellen sich einander vor und teilen erste Gedanken zu ihren Karten. Danach beginnen die Anleitenden mit dem Vortrag und widmen sich dem ersten Begriff (Definition, Beispiele, etc nennen). Die Gruppe soll nun raten, zu welchem Begriff das passen könnte. Die Anleitenden lösen spätestens nach 5 Sekunden auf. Dieser Modus wird fortgesetzt bis die wichtigsten Begriffe geklärt sind. Nun fragen die Anleitenden nach, ob es noch Begriffe gibt, für die sich die TN Erklärung wünschen. Für diesen Einstieg ist es wichtig auf die Situation in Deutschland als Ausgangslage hinzuweisen und sowohl Care als auch die globalen
Arbeitsverhältnisse damit in Verbindung zu stellen.

2. Gruppenarbeit (35‘ – 45‘)
Die Anleitenden nennen die Beispiele aus den unterschiedlichen Ländern. Die TN suchen sich eines aus. Die entstandenen Gruppen sollten ungefähr gleich große sein. Die Anleitenden weisen auf die kurzen Präsentationen im Anschluss an die Gruppenphase hin. Nun decken sie noch ein Flipchart mit Leitfragen auf und lesen diese vor. Sie sollen als Hilfestellung für die Bearbeitung dienen.

Leitfragen:

  • Welche Personen oder Communities werden porträtiert bzw. stellen sich vor?
  • An welchem Ort oder welchen Orten leben und arbeiten sie? Wie sind die Bedingungen?
  • Was wird über Migration und (Care-)Arbeit gesagt?
  • Wird etwas über Diskriminierung erzählt? Falls ja, über welche?
  • Wie gehen die Betroffenen mit der Situation um bzw. haben diese verändert (Empowerment, Widerstand)?
  • Was findet ihr gut an den Beispielen, schwierig oder auch zu kritisieren?

3. Präsentation und Diskussion (15‘-20‘)
Die Gruppen präsentieren in 5 Minuten ihr Beispiel und beantworten ggf. ein bis zwei Rückfragen. Nach den Präsentationen bringen die Anleitenden den Fokus zurück auf Deutschland und die Verhältnisse vor Ort. Sie schlagen die Brücke zu den globalen Missständen um Care.

4. Statement schreiben (10‘)
Zum Schluss werden die TN ermutigt für den deutschen Kontext (oder ihren Lebensort) eigene Positionen und Forderungen der Veränderung zu formulieren. Das kann z.B. in Form eines Slogans
oder Schaubilds auf einem Demo-Plakat oder als Online-Post sein.

Auswertung
In einer Abschlussrunde teilen die TN, welche neuen Erkenntnisse und auch Fragen sie im Bezug
zu Care-Arbeit und globaler Gerechtigkeit aus der gemeinsamen Arbeit mitnehmen.