Ich hab doch nichts zu verbergen

Ein argumentatives Rollenspiel zu Datenschutz

Wenn es in Gesprächen um digitale Anwendungen geht, wird auch häufig über das Thema Datenschutz geredet. Dort fallen auch immer wieder Argumente gegen den konsequenten Schutz personenbezogener Daten. In dieser Methode setzen sich die Teilnehmer*innen (TN) über einen spielerischen Austausch mit verschiedenen Argumenten mit den Vorteilen und Herausforderungen eines konsequenten Schutzes personenbezogener Daten auseinander und lernen dadurch verschiedene Dimensionen der Debatte um einen angemessenen Datenschutz kennen.

Lernziele
Die TN setzen sich mit verschiedenen Argumenten für und gegen einen konsequenten Schutz personenbezogener Daten auseinander und kommen dazu in den Austausch miteinander.
Die TN lernen verschiedene Dimensionen in der Debatte um Datenschutz kennen.

Arbeitsmaterial zum Download
+ Argumente für den konsequenten Schutz personenbezogener Daten
+ Argumente gegen den konsequenten Schutz personenbezogener Daten

Hintergrund
Der Schutz personenbezogener Daten und die Achtung der Privatsphäre sind wesentliche Grundrechte. 2018 traten mit der Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) in der EU neue Regelungen in Kraft, die die Rechte der Bürger*innen stärken sollen. Das Thema Datenschutz umfasst sowohl diese regulatorische Ebene mit Gesetzen und Vorschriften, aber auch eine zweite Ebene – die der Nutzung von Software. Dabei ist zum einen relevant, welche Tools und Anwendungen genutzt werden und wie datensicher diese sind, zum anderen ist auch wichtig, ob die jeweiligen Anwendungen von Einzelnen so genutzt werden, dass ihre oder die Daten anderer geschützt sind.

Vorbereitung
Stuhlkreis – in der Mitte stehen sich vier Stühle gegenüber – davon zwei je Position.

Durchführung
1. Vorbereitung (35 Min)
Die TN werden in zwei Gruppen aufgeteilt (bei großen Gruppen Kleingruppen à ca. 5 Personen und mehrere Kleingruppen pro Position): eine Gruppe vertritt die Position für konsequenten Datenschutz, die andere Gruppe vertritt Bedenken und Argumente gegen einen starken und konsequenten Datenschutz.
Die TN müssen die Position nicht persönlich vertreten – nur für die Dauer der Übung. Sie schlüpfen quasi in eine Rolle hinein. Zunächst sammeln beide Gruppen jeweils Argumente für ihre Position. Die Sammlung kann gemeinsam erfolgen und stichpunktartig auf Moderationskarten festgehalten werden. Nachdem die TN ca. 5-10 Min eigene Argumente gesammelt haben, erhalten sie von der anleitenden Person die ausgedruckten Argumentesammlungen für ihre Position. Die Argumente der anderen Gruppe kennen die TN nicht. Nach dem Lesen der Stichpunkte haben die TN Zeit, sich dazu in den Gruppen auszutauschen, ggf. Verständnisfragen zu klären, sowie gemeinsam mögliche Strategien
für den Austausch mit den anderen zu überlegen.

2. Argumentationsphase (20 Min)
In der Mitte des Stuhlkreises stehen je zwei Stühle für die Positionen “Für einen konsequenten Datenschutz” und “Gegen einen konsequenten Datenschutz”. Die Stühle sind anfangs frei, können dann von beliebigen Personen der jeweiligen Gruppe(n) besetzt werden. Die TN können sich gegenseitig durch Klopfen auf die Schulter oder ein anderes vereinbartes Signal austauschen oder selbst entscheiden, wann sie den Stuhl wieder verlassen wollen.
Die TN können eigene Argumente oder Argumente aus den mitgegebenen Argumentesammlungen einbringen. Die Herausforderung besteht darin, auf die Argumente der anderen Position zu reagieren. Dabei sollten die TN möglichst ihrer Rolle und Position treu bleiben. Das heißt nicht, dass in der Diskussion nicht auch Perspektiven entstehen können, in denen beide Seiten sich wieder finden.

3. Rollenausstieg (10 Min)
Für die abschließende Reflexion ist es wichtig, dass den TN die Gelegenheit gegeben wird, die Rolle zu verlassen. Der Rollenausstieg soll noch einmal deutlich machen, dass alle TN eine Rolle während der Argumentationsphase hatten, die von ihrer eigenen zu unterscheiden ist. Die Rollen sind unterschiedlich stark und möglicherweise haben sich einzelne TN unwohl gefühlt. Hier gibt der Rollenausstieg auch die Möglichkeit, angestaute Gefühle herauszulassen. Wenn möglich, können die Übungen im Freien gemacht werden.

Übung 1: Die TN stehen in einem Kreis und ziehen ihre Rolle wie einen Ganzkörperanzug aus. Dafür greifen sie einen imaginären Reißverschluss am Scheitel und ziehen ihn runter bis zu den Fußsohlen. Nun streifen sie den Rollenanzug erst vom Kopf, dann von den Armen, dem Oberkörper und schließlich den Beinen ab. Sie halten den Rollenanzug in der Hand und werfen ihn gemeinsam auf ein Signal hin mit voller Kraft in die Mitte des Kreises. Anschließend schütteln sich die TN einmal kräftig.

Übung 2 (ergänzend): Alle TN stehen in einer Reihe. Auf ein Signal hin laufen und schreien alle TN los. Sie schreien so laut sie können, ohne zum Atmen abzusetzen, und laufen dabei so weit sie können. Wer nicht mehr schreien kann, bleibt stehen.

4. Auswertung (20 Min)
Gemeinsam mit den TN wird in der Großgruppe zu den folgenden Fragen reflektiert:
> Wie hat es sich angefühlt, auf dem Stuhl zu sitzen und die jeweilige Position zu vertreten?
> Was ist euch aufgefallen?
> Auf welcher Ebene wurde die Diskussion geführt (emotional, sachlich, persönlich…)?
> Gab es eine Position, die für euch überzeugender war? Wenn ja, warum?
> Welche Argumente fandet ihr schlüssig, welche weniger?
> Gab es so etwas wie „Totschlagargumente“?
> Welche Fragen/ Punkte sind offen geblieben?
> Zu welcher Einschätzung gelangt ihr nach dem Argumentationsaustausch?
> Was nehmt ihr daraus für euch selbst mit?
> Seht ihr Möglichkeiten, beide Positionen zu vereinen?
> Wo ergänzen sich die beiden Positionen?