Wachstumsquartett

Ein Kartenspiel zum Bruttoinlandsprodukt

Anhand eines Kartenspiels zum Bruttoinlandsprodukt lernen die Teilnehmenden die Funktionsweise des BIP besser verstehen und setzen sich mit den Stärken und Schwächen des BIP als Indikator für Wohlstand auseinander.

Arbeitsmaterial zum Download:
+ Druckvorlage Spielkarten 1
+ Druckvorlage Spielkarten 2
+ Druckvorlage Spielkarten 3
+ Druckvorlage Spielkarten 4

Vorbereitung

Für diese Übung müssen zunächst die Spielkarten ausgedruckt und ausgeschnitten werden. Hierfür eignet sich ein dickeres Papier; alternativ können die Motive auf ein beliebiges altes Kartenspiel geklebt werden.

Durchführung

Das Spiel kann mit 2 bis 6 TN gespielt werden, bei größeren Gruppen können jeweils 2 TN zusammenspielen. Wir empfehlen, eher in großer Runde von 5 bis 6 TN zu spielen. Bei Seminargruppen von mehr als 12 TN empfiehlt es sich, zwei bzw. entsprechend mehr Spiele parallel laufen zu lassen. Das Spiel besteht aus insgesamt 2 Spielrunden mit einer Zwischenauswertung.

1. Das Spiel wird erklärt. Aus Erfahrung sollten folgende Punkte vor Beginn geklärt werden: Bei diesem Spiel geht es um das weltweite BIP. Es spielt also keine Rolle, in welchem Land die „Wertschöpfung“ bzw. der gesellschaftliche Nutzen stattfindet. Für die „Wertschöpfung“ (BIP) spielt alles eine Rolle, wofür offiziell Geld fließt.

2. Die Spielkarten werden gemischt und jede_r Spieler_in erhält 5 Spielkarten. Die Spielenden legen ihre Karten verdeckt auf einen Stapel vor sich hin. Der/die Spieler_in links der Person, die gegeben hat, beginnt und deckt seine/ihre erste Karte auf.

3. Aufgabe dieser Person ist es nun, den anderen Spielenden das auf der Karte beschriebene Ereignis vorzulesen und eine Schätzung abzugeben, ob und wenn ja, warum und in welcher Weise bzw. in welchem Umfang dieses zur Steigerung des BIP beiträgt. Die anderen Spielenden können die Einschätzung kommentieren. Es geht hierbei nicht um ein Richtig oder Falsch (weshalb es auch keine Auflösung mit realen Zahlen o. ä. gibt), sondern um den Austausch und die Diskussion in der Gruppe. Dennoch sollte nach Möglichkeit die anleitende Person beobachten, wie die TN Ereignisse einschätzen und ggf. Rückfragen stellen.

4. Im Uhrzeigersinn wiederholt sich das Verfahren und auch die anderen Spielenden decken ihre erste Karte auf, geben ihre Einschätzung ab und die anderen TN können kommentieren. Am Ende der Runde muss sich die Gruppe einigen, welches Ereignis am stärksten zum Bruttoinlandsprodukt beigetragen hat und welche_r Spieler_in damit die gesamten Spielkarten gewinnt. Diese Person beginnt die zweite Runde. Es kann entweder so lange gespielt werden, bis eine Person keine Spielkarten mehr hat oder das Spiel wird nach einer festgelegten Zeit beendet.

5. In der anschließenden Zwischenauswertung können die TN von ihren Ergebnissen berichten und Verständnisfragen stellen. Mögliche Auswertungsfragen sind:

  • Wie ist es euch mit dem Spiel ergangen?
  • Wie schwierig war es zu bestimmen, wer die jeweilige Runde gewonnen hat?
  • Was habt ihr über die Funktionsweise des BIP erfahren?

Daran anschließend kann ein kurzer Input zum BIP folgen und die Stärken und Schwächen als Wohlstands-Indikator können erörtert werden. Alternativ kann dies auch im Dialog mit den TN geschehen.

6. Nun folgt die zweite Spielrunde. Hier werden die Spielregeln dahingehend verändert, dass nicht mehr das Ereignis gewinnt, welches das BIP am meisten steigert, sondern jenes Ereignis, das vom größten gesellschaftlichen Nutzen ist. Gespielt wird nach demselben Ablauf wie oben. Die Person, die eine Karte aufdeckt, soll nun einschätzen, inwieweit das jeweilige Ereignis einen gesellschaftlichen Nutzen hat. Am Ende der Runde entscheiden die Spielenden, welche der Karten am stärksten dem Gemeinwohl dient; diese Karte gewinnt.

Auswertung

Abschließend findet eine Auswertung statt, in der die TN von ihren Ergebnissen berichten und nochmals Verständnisfragen stellen können. Mögliche Auswertungsfragen sind:

  • Wie ist es euch in der zweiten Runde ergangen?
  • Wie schwierig war es zu bestimmen, wer die jeweilige Runde gewonnen hat?
  • Was habt ihr noch über die Funktionsweise des BIP erfahren?
  • Angelehnt an die Beispiele auf den Spielkarten: Haben in der Realität alle die gleichen Möglichkeiten, zu einer Steigerung des BIP beizutragen bzw. davon zu profitieren? Wie verhält sich das in Bezug auf eine Steigerung des Gemeinwohls?

Varianten

Bei viel Zeit können auch statt 5 Karten alle Karten eines Spiels an die TN ausgegeben werden.

Tipps für Teamer_innen

Tipps zur Auswertung: Hausarbeit und Ehrenamt werden im BIP nicht berücksichtigt, da kein Geld fließt.

Das Statistische Bundesamt schätzte den monetären Wert unbezahlter und vor allem von Frauen getätigter Arbeit im Jahr 2001 auf 684 Mrd € (gemessen mit dem Durchschnittsgehalt eines Hauswirtschafters/ einer Hauswirtschafterin von sieben Euro pro Stunde in 2001). Obwohl dieser Stundenlohn sehr niedrig angesetzt ist, ist das deutlich mehr als die Bruttowertschöpfung der deutschen Industrie (produzierendes Gewerbe ohne Baugewerbe) in diesem Jahr.

Frauen leisten noch immer ca. 1,5 mal so viel unbezahlte Arbeit wie Männer.

(Quelle: Statistisches Bundesamt, Wo bleibt die Zeit, 2003)

Möglichkeiten zur Weiterarbeit

Für den Anschluss eignen sich Methoden, die das BIP weiter kritisch beleuchten, zum Beispiel „Die zwei Seiten der Medaille“ (Kapitel 1), „Die kleine Welt des Wirtschaftswachstums“ (Kapitel 1) oder „Wie messen wir das gute Leben?“ (Kapitel 3)