Gutes Leben kann es nur für alle geben

Analyse eines Interviews zu globalen Entwicklungsperspektiven

—nur online verfügbar—

Nach einer kurzen Einführung in den Hintergrund internationaler „Entwicklungsziele“ schauen die TN in Abschnitten ein Videointerview mit dem Literaturwissenschaftler und Philosophen Boniface Mabanza, der seine Perspektive auf die Schieflagen globaler Wirtschafts- und Entwicklungspolitik darstellt. Die Argumentationslinien werden mit der Gruppe Stück für Stück nachvollzogen. Im Anschluss daran diskutieren die TN, was Mabanzas Analyse und Forderungen für die Zivilgesellschaft hier im Globalen Norden bedeuten.

Arbeitsmaterial zum Download:
+ Videointerview
+ Hintergrundmaterial für Anleitende zum Video inkl. Videoskript

Vorbereitung

Die/der Anleitende sollte sich im Vorfeld über die Millenniums-Entwicklungsziele (MDGs) und die aktuelle Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung (die sogenannten SDGs – Sustainable Development Goals) informieren, um dazu eine kleine Einführung geben und ggf. Fragen beantworten zu können.

Zur Vorbereitung des Seminarraums wird der Beamer aufgebaut. Auf Flipchartpapier oder Brownpaper werden die folgenden Zwischenüberschriften für das Interview visualisiert:

1. Ein Resümee der Millenniums-Entwicklungsziele (MDGs)
2. Wie können die Entwicklungsziele anders bestimmt werden?
3. Eine grundlegende Transformation ist notwendig
4. Was wäre nötig für einen tatsächlichen Erfolg der Post-2015-Agenda?
5. Selbstständigkeit für afrikanische Länder

Durchführung

1. Einführung (max. 10 Min.)

Zum Einstieg muss der Kontext für das Videointerview und die damit verbundenen Fragen geklärt werden.

Je nach Wissensstand der TN führen die Anleitenden ein oder erarbeiten die grundlegenden Hintergründe der Millenniums-Entwicklungsziele mit den TN (hilfreiche Websites zum Thema siehe unten).

2. Videointerview (ca. 30 Min.)

Wenn die Gruppe groß genug ist, wird sie nun in fünf Kleingruppen geteilt. Jede Kleingruppe erhält die Aufgabe, sich auf die Beantwortung einer der Fragen zu konzentrieren.

Der Film wird anschließend in Sequenzen von ca. zwei bis drei Minuten gezeigt, die im Film jeweils durch die oben visualisierten Zwischenüberschriften gekennzeichnet sind. Für die Anleitenden heißt das, dass sie den Film stoppen, sobald die nächste Überschrift auf schwarzem Hintergrund eingeblendet wird. Die TN können sich während der für sie besonders relevanten Sequenz Notizen machen.

Am Anfang des Films stellt sich Dr. Boniface Mabanza selbst vor. Danach beginnt die Sequenz mit der ersten Überschrift. Nach jedem Stopp versuchen die Anleitenden und die TN, gemeinsam die wichtigsten Aussagen oder Argumentationslinien der Sequenz nachzuvollziehen. Je ein_e TN pro Kleingruppe kann am Flipchart/Brownpaper Stichpunkte dazu für alle sichtbar aufschreiben. Ggf. können hier auch Verständnisfragen gestellt und geklärt (oder für eine spätere Klärung mitgenommen) werden.

Auswertung

Der Film beinhaltet die zentrale Botschaft „Gutes Leben kann es nur für alle geben!“ und endet mit der Forderung, dass es für eine Transformation hin zu einer nachhaltigen und gerechten Wirtschaftsweise unbedingt notwendig ist, dass die Gesellschaften im Globalen Süden „selbstständiger“ agieren und ihre eigenen wirtschaftlichen Entscheidungen treffen können. Das bedeutet umgekehrt, dass der Einfluss und die Interessen aus dem Globalen Norden dabei an Einfluss verlieren müssen. Daran anschließend formuliert z. B. Alberto Acosta aus Ecuador häufig das Bild, die sozialen Bewegungen für eine gerechtere und nachhaltigere Wirtschaft im Globalen Süden und Norden seien „zwei Seiten einer Medaille“, die sich von unterschiedlichen Perspektiven aus mit denselben Problematiken beschäftigen – und sich daher als Verbündete verstehen sollten. Den TN wird jetzt die Frage gestellt, was diese Forderung von Dr. Boniface Mabanza am Ende des Videos für soziale Bewegungen im Globalen Norden bedeutet. Die TN können sich zu der Frage zuerst kurz in den vorherigen Kleingruppen austauschen, dann wird die Diskussion im Plenum geführt.

Mögliche Auswertungsfragen im Plenum sind:

– Was müssen wir von unseren Entscheidungsträger_innen im Globalen Norden fordern?
– Was müssen wir selbst beachten, wenn wir entwicklungspolitisch oder zivilgesellschaftlich tätig sind?
– Wie kann ein Kontakt und Austausch zwischen den Bewegungen im Globalen Süden und Norden auf Augenhöhe stattfinden?

Die Ergebnisse der Diskussion können auf einem separaten Flipchart oder Brownpaper visualisiert werden.

Varianten

Bei Gruppen mit mehr Vorwissen oder hoher Konzentrationsfähigkeit kann der Film auch am Stück oder in nur zwei Teilen (1.-2.; 3.-5. je zusammen) gezeigt und danach mit den TN die wichtigsten Aspekte zusammengefasst werden.

Tipps für Anleitende

Für die Vorbereitung:
Ausführliche Informationen zur den UN-Millenniumszielen (MDGs): http://un-kampagne.de/index.php?id=90

Informationen zur Folgekampagne Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung (SDGs): www.bmz.de/de/was_wir_machen/ziele/ziele/2030_agenda/index.html

Wir empfehlen, das Interview mit Dr. Mabanza nicht als „DIE“ Perspektive aus dem Globalen Süden/aus Afrika einzuführen, sondern als „EINE“ Perspektive auf Nord-Süd-Zusammenhänge in der Entwicklungspolitik. Es gibt weitere Positionen aus dem Globalen Süden, die hier nicht repräsentiert werden.

Der Entwicklungsbegriff, der hier benutzt wird, wird auch von vielen Stimmen aus dem Globalen Süden kritisch gesehen. Zu einer Auseinandersetzung mit dieser Frage empfehlen wir das Hintergrundmaterial der Methode „Stimmen aus dem Süden“ (Methodenheft „Endlich Wachstum!“, Kapitel 4).

Im Interview werden zum Teil Begriffe verwendet, die vielleicht nicht für alle TN klar sind. Wie empfehlen den Anleitenden, darauf zu achten und schwierige Ausdrücke explizit zu erklären.

Möglichkeiten zur Weiterarbeit

Um den Entwicklungsbegriff genauer zu betrachten, empfehlen wir die Methode „Stimmen aus dem Süden“ (Methodenheft „Endlich Wachstum!“, Kapitel 4).

Mit der Textarbeit „Buen Vivir“ (Methodenheft „Endlich Wachstum!“, Kapitel 4) kann mit den TN ein alternatives Konzept des Guten Lebens aus dem Globalen Süden in Abgrenzung zum Konzept der „Entwicklung“ kennengelernt werden.

Falls im Lauf der Methode weitergehende inhaltliche Fragen aufgekommen sind, kann mit einer Variante der Methode „Und was sagen Sie dazu? – Ein Skype-Interview mit Expert_innen“ (Methodenheft „Endlich Wachstum!“, Kapitel 1) weitergearbeitet werden. Auch zur Konkretisierung der Kritik an der Entwicklungspolitik anhand eines konkreten Beispiels kann ein Skype-Interview mit einer Expertin oder einem Experten, z. B. von einer passenden NGO, geführt werden.