Gutes Leben kann es nur für alle geben

Analyse der Auswirkungen der globalen Entwicklung

Die Teilnehmenden setzen sich mit Kritik am Entwicklungskonzept auseinander und erhalten Beispiele für sozial-ökologische Transformationsprozesse.

Arbeitsmaterial zum Download / digitaler Zugriff
Gutes Leben kann es nur für Alle geben _Methodenkarten
Video: WoMin African Alliance (2021): „Polluters and Plunderers: The Roots of Africa’s Crises“

Lernziele

Die TN

  • lernen konkrete Vorstellungen einer nachhaltigen und gemeinwohlorientierten Gestaltung von Entwicklung kennen und reflektieren diese.
  • verstehen die global dominant gewordene Vorstellung von Entwicklung.
  • stellen den Zusammenhang zwischen Entwicklung und globalen Gerechtigkeitsfragen her und reflektieren in dem Kontext ihre eigenen Bedürfnisse und Gerechtigkeitsvorstellungen.
  • lernen verschiedene Beispiele für Gegenbewegungen und Initiativen kennen, die Alternativen im und zum Kapitalismus entwickeln, fordern und umsetzten.
  • kommen selbst ins Handeln

 

Hintergrund

Für eine Entwicklungskritik ist es wichtig, die sozio-ökologischen Auswirkungen und ihre kolonialen Kontinuitäten zu analysieren. Aber auch um zu wissen, welche Alternativen und emanzipatorischen Handlungen möglich sind und zu nachhaltigen Praktiken führen.

Anleitende sollten sich klar sein, dass das Video eine (historische) Perspektive auf das Thema Extraktivismus und Entwicklung darstellt. Um der Komplexität des Themas gerecht zu werden, ist es gut sich vorher mit dem Thema vertraut zu machen. Dies betrifft einerseits die im Globalen Norden dominante Vorstellung von Entwicklung und Kritik an dieser Vorstellung: Naturbeherrschung durch technologische Entwicklung und Effizienzsteigerung soll Wohlstand für alle schaffen.

Andererseits ist es etwa für Regierungen im globalen Süden oft eine Herausforderung mit einer extraktivistischen Produktionsweise zu brechen, weil das globale Wirtschaftssystem dies kaum zulässt. Unter diesen Bedingungen finanzieren Regierungen mit Interesse an sozialer Gerechtigkeit immer wieder Sozialprogramme über die Ausbeutung von natürlichen Ressourcen. Wenngleich Abbaurechte häufig an Unternehmen aus dem Globalen Norden vergeben werden, gilt dies nicht pauschal, da mit der Globalisierung imperialer Lebens- und Produktionsweisen auch international operierende Unternehmen aus Ländern des Globalen Südens entstanden sind, die wiederum in anderen Ländern des Globalen Südens extraktivistisch aktiv sind. Das Video spitzt sich am Ende zu: auch innerhalb des Globalen Südens ist die Frage, auf welche Art gesellschaftliche Entwicklung stattfinden soll und wie ein gutes Leben für alle aussehen könnte, natürlich kontrovers.

Ablauf

Vorbereitung

Der Projektor wird aufgestellt, um den Workshopraum vorzubereiten. Um das Verständnis des Videos zu unterstützen, kann die folgende Reihenfolge der Ideen, die in dem Kurzfilm gezeigt werden, visualisiert werden:

Das Folgende kann auf Flipchartpapier oder Moderationskarten aufgeschrieben werden:

Titel des Videos: Verschmutzer und Plünderer – Die Wurzeln der Krise in Afrika.

Phasen:

– 1 Autonomie und Selbstversorgung

– 2 Industrialisierung, Gewalt und Vertreibung von Völkern

– 3 Unternehmerischer Reichtum und Ko-Konzerne

– 4 Organisieren für soziale Gerechtigkeit

– 5 Unabhängigkeit der afrikanischen Länder

Durchführung

1. Einführung (5 Minuten)

Zu Beginn sollten der Kontext des Videos und die damit verbundenen Fragen geklärt werden.

Je nach Wissensstand der Teilnehmenden stellen die anleitenden Personen den grundlegenden Hintergrund der Definition von „Entwicklung“ oder „Extraktivismus“ aus dem wirtschaftlichen und kapitalistischen Kontext vor oder erarbeiten ihn.

2. Video (aprox. 15 Minuten)

Das Video wird gezeigt. Wenn die Gruppe groß genug ist, wird sie am Ende in fünf Kleingruppen aufgeteilt. Jede Kleingruppe erhält die Aufgabe, sich auf die Darstellung einer der Phasen des Videos zu konzentrieren.

Die Teilnehmenden können sich während der Sequenz, die für sie besonders relevant ist, Notizen machen.

Das Ziel ist es, eine offene Diskussion über jede Phase des Videos mit der gesamten Gruppe zu führen. Es sollte ein offener Austausch stattfinden in dem die Meinungen der Personen zu den Situationen und deren Ausgang angehört werden.

Fragen an die Gruppe:

– Kennst du den historischen Hintergrund und die aktuelle Situation auf dem afrikanischen Kontinent?

– Kannst du in den Ereignissen des Videos Merkmale der folgenden Aspekte erkennen: Entwicklung, Ausbeutung von Ökosystemen, Extraktivismus, soziale Bewegungen, Kolonialismus oder koloniale Kontinuitäten?

3. Alternativen (max. 30 Minuten)

Wenn möglich, teilt die anleitende Person die Gruppe wieder in fünf Kleingruppen auf. Jede Gruppe erhält eine der Karten mit einer Beschreibung Text von Beispielen für „Inklusive Entwicklung“.

Auf diesen Karten können die Teilnehmenden Beispiele für Alternativen kennenlernen, die eine Idee von Postentwicklung, Transformationsprozessen von unten und Aktionen für die Unabhängigkeit von Gruppen oder Gemeinschaften in kolonialisierten Ländern vorschlagen.

    • Chipko Indien-Bewegung
    • Prozess der schwarzen Gemeinschaften (Process of Black Communities – PCN)

    • La Via Campesina

    • Swaraj Radikale ökologische Demokratie (Swaraj or Radical Ecological Democracy (Eco-Swaraj)

    • Postwachstum (Degrowth)

Jede Gruppe sollte den Inhalt des entsprechenden Briefes lesen und dann einen Vorschlag für eine Kampagne machen, um den Inhalt der Informationen zu fördern, wie man es möglich machen kann oder diese Beispiele aus ihrem Ort oder ihrer Region anwenden kann.

Die anleitende Person präsentiert ihren Vorschlag für die Kampagne im Aktionsmodus, um alle Teilnehmende der Gruppe einzubeziehen.

Für diesen Teil der Methode ist es wichtig, genügend Materialien zu haben, die kreativ eingesetzt werden können.

4. Auswertung (10 Minuten)

Mit dieser Methode soll die Botschaft „Es kann nur ein gutes Leben für alle geben!“, vermittelt werden. Dies geschieht indem Beispiele für eine Transformation hin zu einer nachhaltigen und gerechten Wirtschaft aufgezeigt werden. Es ist notwendig, dass die Gesellschaften im Globalen Süden „unabhängiger“ handel und ihre eigenen wirtschaftlichen Entscheidungen treffen. Dies bedeutet gleichzeitig, dass der Einfluss und die Interessen des Globalen Nordens an Einfluss verlieren müssen. Es gibt auch imperiale Projekte innerhalb des globalen Südens – z.B. Chinas Neue Seidenstraße. Ggf. Sollte auf diese Komplexität aufmerksam gemacht werden ohne die Verantwortung des Globalen Nordens zu relativieren – vor allem, um nicht Gefahr zu laufen dualistisches Denken zu reproduzieren

Die Teilnehmenden können eine Diskussion führen, die im Plenum stattfindet. Mögliche Bewertungsfragen im Plenum sind:

– Was sollten wir von unseren Entscheidungsträgern im Globalen Norden fordern?

– Worauf sollten wir achten, wenn wir entwicklungspolitisch oder zivilgesellschaftlich aktiv sind?

– Wie kann der Kontakt und Austausch zwischen Bewegungen im Globalen Süden und im Globalen Norden auf Augenhöhe stattfinden?

Die Ergebnisse der Diskussion können auf einem Flipchart oder auf separatem Flipchartpapier dargestellt werden.

Tipps und Hinweise für Anleitende

Wie im Vorbereitungsteil erwähnt, ist es wichtig, die Teilnehmenden auf den Inhalt aufmerksam zu machen, insbesondere diejenigen, die direkt vom Kolonialismus betroffen sind, um die sozialen Ungleichheiten und die emotionalen Auswirkungen zu erkennen, die dieser verursacht. Es sollte ein Raum für Solidarität geschaffen werden die möglichst frei von Diskriminierung und Vorurteilen sind und in denen Teilnehmende mit ihren Gefühlen da sein können.

Einfache Sprache:

Es ist ratsam, die Sprache einfach zu halten. Wenn über Kolonialismus und Entwicklung gesprochen wird , kann man Informationen oder Inhalte finden, die ziemlich komplex oder akademisch sind. Die Tiefe und Komplexität der Annäherung an die Themen, sollte dem Alter und dem Erfahrungsschatz der Teilnehmenden angepasst sein.

Möglichkeiten zur Weiterarbeit

Der hier verwendete Entwicklungsbegriff wird auch von vielen Stimmen aus dem Globalen Süden kritisch gesehen. Zur Auseinandersetzung mit diesem Thema empfehlen wir das Referenzmaterial der Methode „Stimmen aus dem Süden“ (Methodenheft „Beyond Growth!“). Darin werden einige Begriffe verwendet, die möglicherweise nicht für alle Teilnehmenden klar sind. Wir empfehlen den anleitenden Personen, darauf zu achten und schwierige Ausdrücke explizit zu erklären.

Für dieses Thema können auch die folgenden Methoden verwendet werden:

– „Wohlstand und gutes Leben“.

Quellen:

WoMin African Alliance (https://womin.africa/) (2021): Polluters and Plunderers: The Roots of Africa’s Crises“

– Link: https://womin.africa/polluters-plunderers-the-roots-of-africas-crises-animated-short-film-series/

WoMin ist ein Bündnis von Organisationen auf dem gesamten afrikanischen Kontinent, das mit nationalen und regionalen Bewegungen und Frauenorganisationen sowie mit Gemeinden zusammenarbeitet, die von Bergbau- und Mega-Infrastrukturprojekten betroffen sind, um die Auswirkungen des Extraktivismus auf afrikanische Frauen aufzudecken und gerechte, auf Frauen ausgerichtete Entwicklungsalternativen zu fördern. WoMin arbeitet in 11 Ländern im westlichen, östlichen und südlichen Afrika, um eine radikale afrikanische ökofeministische Agenda in die Diskussion über die Klimakrise, Klimagerechtigkeit und Wege zum Schutz der Zukunft des Planeten und seiner Menschen vor den Konzernen, den mit ihnen verbündeten Regierungen und Eliten im globalen Norden und Süden einzubringen.